Rückmeldung aus der Praxis als Trauerredner

16.12.2011

Sehr geehrter Herr Dr. Rostig,

seit einigen Tagen habe ich eine neue Homepage. Schauen Sie doch mal rein. Einfach bei Google Gerrit Hargus eingeben oder unter www.gerrit-hargus.de

Sollten Ihnen Verbesserungsvorschläge einfallen, bin ich für jeden Hinweis dankbar!

Meine Tätigkeit als Trauerredner bereitet mir nach wie vor "sehr viel Freude". Am Ende dieses Jahres habe ich nach 3 1/2 - jähriger Tätigkeit in diesem Beruf einen Schnitt von 3,0 pro Monat erreicht. Damit bin ich durchaus zufrieden, zumal es hier bei uns nur so von Pastoren wimmelt. Mein Ziel ist es, auf 4 "Einsätze" pro Monat zu kommen - die Tendenz weist dies auch auf, zumal ich mittlerweile mit allen großen und namhaften Bestattungsunternehmen in Lübeck und Umgebung sehr vertrauensvoll zusammenarbeite und das Klientel, die sich einen Trauerredner wünschen, immer mehr werden.

Immer wieder kann ich sagen, dass dieser Weg für mich genau der richtige war, und ich bereue es deshalb keinen Tag, diese Zusatzausbildung an Ihrem Institut gemacht zu haben.

Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich friedvolle Weihnachtsfeiertage und alles Gute für das kommende Jahr.

Mit herzlichen Grüßen
Gerrit Hargus


15.11.2011

Sehr geehrter Herr Dr. Rostig,

heute ein paar Zeilen von mir. Ich komme sehr gut mit den Aufträgen und Trauerreden zurecht. Jeder Trauerfall ist eine neue Herausforderung, und wenn ich es so mache, wie ich es bei Ihnen im Kurs gelernt habe, gründlich mache, oft auch sehr zeitaufwendig, erfahre ich den Erfolg. Für Ihre Ratschläge bin ich Ihnen sehr dankbar und denke gern an den Kurs zurück. Ich konnte bis heute 75 Trauerreden halten (dabei ist unser Kurs erst im Januar zu Ende gegangen) und in den nächsten zwei Wochen habe ich noch sieben abzuarbeiten. Ich bin sehr glücklich darüber, dass mir dieser Einstieg gelungen ist. Meine Frau unterstützt mich in dieser Arbeit, indem Sie mir die vorgeschriebenen Reden übersichtlich im Computer schreibt, denn nur gemeinsam ist für mich diese Arbeit zu bewältigen.

Herr Dr. Rostig, danke für alles, bitte grüßen Sie Ihre Frau herzlich von mir.

Ihnen alles Gute
Andreas Werner


03.05.2011

Hallo liebe Mitstreiter im Kurs, lieber Herr Dr. Rostig,

So, bei mir war es eben auch so weit: meine erste Rede. Ich hatte zwar auf die fertigen Flyer von den Bestattern sehr viel positives Feedback und sieben gute Vorstellungsgespräche, nur getan hatte sich danach erstmal (mir viel zu) lange nix. Freitag bekam ich dann einen Anruf: Ich hätte doch sicher in der Zeitung von der Schlägerei gelesen, bei der ein junger Mann (24) erschlagen worden sei. Die Trauerfeier sei am Dienstag. Seine Eltern seien in St. Petersburg und die nächsten Verwandten in der tiefsten Eifel, das Vorgespräch müsse also telefonisch erfolgen. Na, herzlichen Glückwunsch.

Da war ich erstmal einigermaßen entsetzt- und dann doch entschlossen, die 160km in die Eifel zu fahren (einfache Strecke), um trotz der Umstände wenigstens ein persönliches Gespräch hin zu bekommen. Die Familie ist aber dann doch für ein Gespräch nach Aachen gekommen. Nicht seine leibliche zwar, aber das nächste was der Junge hier hatte. Das Gespräch am Samstag hat drei Stunden gedauert und Sonntag habe ich mich nochmal mit dem Sohn getroffen für die Musikauswahl. Bis zu dem Vorgespräch war ich furchtbar aufgeregt, denn wie soll man bei zwei so unfassbaren Dingen (Tod eines so jungen Menschen und dann auch noch durch die Hand eines anderen) Worte finden? Aber sobald ich mit den Leuten zum Gespräch zusammensaß, war ich total ruhig. Das blieb dann sogar bis heute so, was mich irgendwie irritiert hat. Ich hab die ganze Zeit drauf gewartet, dass ich nervös werde, aber das kam und kam nicht. Ich dachte schon "Jeee, hier stimmt doch was nicht - hoffentlich ist das mal kein böses Omen, dass Du hier so viel zu entspannt rumläufst."

Es hat aber alles hervorragend geklappt, hab direkt vor Ort ein paar sehr positive Reaktionen bekommen. Auch der Bestatter war sehr zufrieden. Ich habe in der Rede das Bild der Blume aufgegriffen, die in voller Blüte abgeknickt wurde - aber Samen hinterlässt. Der junge Mann hatte eine ganz eigene Lebensphilosophie, von der man sich gut eine Scheibe abschneiden könnte. So habe ich gesagt, dass die Hinterbliebenen etwas von seiner Art in sich forttragen sollen, dass sie dieses Samenkorn in sich aufnehmen sollen, und dass damit der junge Mann ein Stück weit in ihnen fortleben kann. Dann habe ich jedem ein Samenkorn mitgegeben: ich hatte Klappkarten gebastelt, vorne mit dem Namen des Verstorbenen und innen ein Gedicht und ein Sonnenblumensamenkorn. Das ganze ein bisschen nett gestaltet. Diese Karten habe ich dann am Ende verteilt.

So, und jetzt bin ich froh - und auch ein kleines bisschen stolz, dass das alles, trotz schwerer Materie, so gut geklappt hat. Würde mich wirklich sehr freuen, von Euch auch nochmal was zu hören, wie es so läuft.

Euch alles Liebe und viel Erfolg
Vivien Lau


26.03.2011

Hallo Lieber Dr. Rostig und liebe Kursteilnehmer,

Freitag war es nun endlich soweit; ich glaube viel länger hätte ich die Anspannung auch nicht mehr ausgehalten. Ich hatte vorige Woche das Gespräch mit den Angehörigen und wie gesagt gestern die Urnenbeisetzung. Die Umstände waren für mich nicht einfach. Die Verstorbene war so alt wie meine Mama und wählte eine ziemlich drastische, öffentliche Art des Freitodes. Am Tag des Gesprächs war ich aufgeregt. Ich war ca. 2 Stunden da und es war nicht schlimm. Allerdings hatte ich gesagt, sie könnten mir ruhig alles erzählen, auch was letztendlich nicht in die Rede soll. Für mich ergab sich daraus ein Bild, aber ich sollte viele Dinge nicht erwähnen. Jedenfalls sollte die Todesursache nicht benannt werden. Ich hab später jeden Satz umgeschrieben, weil ich ständig das Gefühl hatte, dass ich den Angehörigen zu nah trete. Das war wirklich schwierig. Denn schließlich waren es ja verschiedene Umstände, die es so weit kommen ließen. Ich spürte auch Spannungen. Also kurz, es war für mich einfach schwierig. Die Mama hat mich zum Abschied gedrückt und gesagt, dass ich das mit viel Liebe mache. Da war ich sehr froh, aber damit setzte ich mich auch unheimlich unter Druck, da ich mir ständig Gedanken machte, all dem gerecht zu werden. Ich möchte auch Ihnen Herrn Dr. Rostig und meinen Mitstreitern im Kurs danken für Euren Zuspruch. So ich wollte ich zunächst den "Sternenbaum" benutzen, hab aber letztendlich den "kleinen Prinzen" genommen, vor allem viele kleine einprägsame Zitate. Zum Schluss nahm ich das, wo der kleine Prinz fragt, ob die Rose Angst hat vorm Tod hat und sie darauf antwortete, dass sie ihre Kräfte eingesetzt hat so lange es möglich war. Das bezog ich auf die Verstorbene und zum Schluss natürlich : wenn du in den Himmel schaust.. und dich getröstet hast.

Danach hab ich der Tochter heimlich das Buch vom kleinen Prinzen mit Widmung geschenkt. Ich hab 25 Minuten geredet und es war auch für mich ganz schön bewegend. Ich dachte früh noch, dass schaffe ich nie, aber als ich vorn stand und anfing, war alles in mir ruhig und ich hatte sehr viel Blickkontakt mit der Mutter und Tochter. Es tat mir leid, wenn ich aufs Blatt schauen musste, auch musste ich ein paar Mal schlucken, da es nicht einfach war, die Angehörigen so weinen zu sehen.
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Die Mutter hat gesagt, ich hätte alles genau so getroffen wie es gewesen wäre, ohne sie bloß zu stellen. Da war ich beruhigt. Sie haben mich auch alle abgedrückt und mein Bestatter und der Friedhofsverwalter fanden es auch schön, obwohl ich mir viele Kommentare wegen meines Alters anhören musste. Allerdings hat er gesagt man hätte gemerkt, dass ich es mit Liebe mache und das hätten viele Ältere nicht. Die Musikanlage musste ich auch selbst mitbringen. Ich musste mich beim Friedhof vorstellen und auch eine Gebühr bezahlen, das machen aber nicht alle Friedhöfe.

Nach einer Woche wieder Mal eine Nacht schlafen. Muss ja tagsüber arbeiten und schreib dann erst nachts - wie in Oberbärenburg unsere letzte Rede. Mal sehen, wie lange ich das so hin bekomme. Bin auch heute noch Mal allein ans Grab. Ich weiß, dass man das nicht macht, war auch eine Ausnahme, war ja auch meine erste Rede. Nächste Woche habe ich schon das nächste Gespräch und dieses Mal freue ich mich drauf, weil es ein altersbedingter Abschied ist. Ich bin Euch allen sehr dankbar und freu mich sehr auf ein Wiedersehen.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
Eure Conny


14.03.2011

Hallo liebe Mitstreiter im Kurs, lieber Herr Rostig,

ich habe versucht in einem Interview mit einer freien Mitarbeiterin der Tagespresse etwas über "Trauerredner" zu erzählen. Das Interview hat ca. 2 Stunden gedauert, das Foto entstand erst einige Tage später. Es steht leider keine Telefonnummer und auch sonst kein Hinweis, wo ich zu finden bin, dabei, aber dafür ist der Beitrag für mich ohne Kosten. Die Datei ist leider so groß und selbst beim Zippen wird sie nicht kleiner - hat was mit der Farbe zu tun (und mit meinem Gewicht - hahaha...) Ich hoffe es können alle öffnen und wünsche allen aus unserer Truppe gutes Gelingen für viele Reden sowie Selbstsicherheit, Zuversicht, bessere Verdienstchancen und "Über-sich-hinauswachsen-können"... Vielleicht stachelt dieser Bericht euch an, selbst über eure Person etwas preiszugeben. Damit ist sicher nicht alles gesagt, aber ein Anfang gemacht.

Ich wünsche allen eine gute Zeit

Liebe Grüße aus Coburg
Doris


23.02.2011

Hallo Herr Dr. Rostig,

Danke für Ihre guten Wünsche. Gestern hatte ich wieder eine Trauerfeier für die Mutter eines guten Freundes, ich habe allerdings meinem Freund nur meine Stimme geliehen, die Rede hatte er selbst geschrieben, auch das war eine gute Erfahrung und für alle sehr schön. Eingebettet war das Ganze in eine total katholische Bestattung - eine ungewöhnliche Mischung.

So bin ich gespannt, in welcher Weise ich nun die Bestatter gewinnen kann, mich einzusetzen. Mein Angebot ist eine Art Vermittlungsgebühr von 20 % für die erste vom jeweiligen Institut vermittelte Rede.

Herzliche Grüße aus dem Odenwald.

Zum Kirchentag bin ich wieder in Dresden, am Wochenende zuvor ist sogar eine Bestatter Messe in Dresden, aber das wird mir dann zu viel. Im April besuche ich eine Fortbildung von einer Bestatterin "Die wertvollen Tage zwischen Tod und Bestattung" und im August eine weitere für die Gestaltung von Trauerfeiern - mal sehen, was dabei noch gelingt.

Bis dahin Herzliche Grüße
Doro Wallau


22.02.2011

Lieber Herr Dr. Rostig,

meine 10. Rede steht vor der Tür und ich finde es ist Zeit einmal herzlich Danke zu sagen, danke für den tollen Lehrgang im letzten Jahr und vor allem für den Zuspruch , den Sie mir am letzten Tag gegeben haben.

Ich arbeite erfolgreich mit 2 Bestattern aus dem Landkreis Gotha zusammen und ein dritter kommt bald dazu. Die Arbeit erfüllt mich sehr und ich habe wirklich das Gefühl den richtigen Weg zu gehen. Die Hausbesuche bei den Angehörigen verlaufen sehr positiv, und ich nehme mir sehr viel Zeit dafür.

Die Angehörigen loben mich sehr bei den Bestattern für meine Feinfühligkeit und mein Verständnis. Mein Ziel, den Angehörigen nicht nur Mitgefühl zu vermitteln, sondern auch Geborgenheit zu geben, hat sich erfüllt. Ich bin sehr interessiert an einer Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse. Können Sie mir einen Tipp geben, wie da der Weg ist und was ich beachten muss ? Die Krankenkassenkosten bei meiner Kasse sind enorm hoch und ich wäre auch gern rentenmäßig abgesichert.

Sehr herzliche Grüße aus Erfurt,
Annegrit Goldmann


15.02.2011

Liebe Gruppe, lieber Herr Dr. Rostig,

wie einige von Euch wissen: Ich hab gestern meine erste reale Trauerrede halten dürfen. Wir hatten ja ausgemacht, eine Rückmeldung zu geben, wenn die erste Rede gehalten wurde. Deshalb heute die Mail.

Ich bekam die Anfrage genau eine Woche nachdem wir das Zertifikat erhalten haben. Es war eine richtige Fügung. Was mich an mir selbst überraschte: ich war im allerersten Moment keine Spur erschrocken, sondern hab mich sofort gefreut: Mit diesem: Ja, ich will es machen. Ohne auch nur eine Spur Verzagtheit. Das ist mir an mir selbst ehrlich absolut neu. Ich hab mich richtig gefreut. So, dass mein Mann schon fragte: Sag mal, warst Du nicht ein wenig zu fröhlich am Telefon? Nee, es stimmte alles so wie es war. Ein gutes Zeichen. Und wohl auch ein Effekt unserer zwei Ausbildungswochen miteinander. Der Bestattungstermin lag weithin. Es war eine Urnenbeisetzung. Ich hatte unerwartet viel Zeit. Die Tochter, mit der ich sprach, hatte die vom Bestattungshaus geschickte Trauerrednerin abgelehnt. Ich hab dazu nichts gesagt, aber es war interessant für mich zu hören, wie andere so herangehen und welche Wirkung das hat: Die Trauerrednerin hatte bei der Frau angerufen, wegen eines Termins. Die Frau habe den Termin ein paar Tage später legen wollen, weil sie sich selbst noch vorbereiten wollte, sie wollte Fotos raussuchen und ein Gedicht, nach Möglichkeit. Nun habe die Trauerrednerin wohl gesagt: "Ach, lassen Sie mal, ich komme gleich vorbei. Es dauert ja eh nur eine halbe Stunde und ich bringe meinen Fragenkatalog mit." - Da war die Frau erschrocken, mit Recht wie ich finde, und hat das Ganze sofort abgesagt. Das Bestattungshaus reagierte - mir gegenüber - etwas konsterniert. Hat sich aber dann auch mit mir gut arrangieren können. Zuletzt so gut, dass sie mir weitere Aufträge angekündigt haben. Im Trauergespräch erfuhr ich, dass die Verstorbene eine sehr sehr einfache Frau war, und sie war über 40 Jahre lang Alkoholikerin gewesen. Meine Auftraggeberin hatte auch kein Gedicht gefunden, dass gepasst hätte, dafür aber mir ein schönes Foto einer lebensfrohen alten Frau mitgegeben, die Tränen lacht und in der Hand ein Glas Bier hält. Die Verstorbene war in sehr sehr armen Verhältnissen aufgewachsen, immer Not, sehr beengtes Leben, immer harte Arbeit. Und sie hat nie über sich gesprochen, nicht über den Krieg, nicht über den Verlust ihres ersten Mannes, nicht über die spätere Alkoholabhängigkeit. Und lebte später, Gott sei dank, in liebevollen familiären Verhältnissen. Das Schreiben: Es dauerte eine Weile ehe ich dazu kam - fiel mir dann aber wirklich leicht. Und machte Freude. Ich fand in genau den Tagen, an der Pinwand einer Bekannten, ein Gedicht, das mir den Schlüssel zur Rede in die Hand legte. Vorher hatte ich vergeblich in Büchern geblättert, aber nichts sprang mich so an, wie dieses Gedicht. Ich hab dann immer wieder die letzte Zeile aufgegriffen und das Thema Sucht mit Sehnsucht verbunden. Die Tochter der Verstorbenen gab mir noch einen symbolischen Schlüssel in die Hand: Sie hatte Blumen in den Farben rot und weiß gewählt - wobei sie sagte, das Weiß stünde eher für Schwarz. Und mir auch erzählte, was sie mit den Farben je verbindet. Mit dieser Symbolik arbeitete ich dann auch. Lebensfreude einerseits - die Mutter war phasenweise sehr vergnügt - und andererseits alles, was mit dem Dunklen so assoziierbar ist: das Lebensabgewandte, die Sucht und auch das was ungesagt blieb und unbewusst, wie die unerkannten Bedürftigkeiten/Sehnsüchte. Beide Farben zusammen sind ja die der nach Unabhängikeit strebenden Kraft - und die Mutter wurde auch als sehr schwer greifbar, schwer einbindbar beschrieben. Ich hatte abgesprochen, dass ich mit der Suchterkrankung klar umgehe und nicht etwa um den heißen Brei reden möchte. Ich fand aber zu einer liebevollen Sicht auf diese Seite des Lebens, wobei die Geschichte der Mutter mir das auch erleichtert hat. Die Symbolik rot und schwarz führte ich in der Rede hinüber in die des Facettenreichtums aller, auch der weichen Farben und Zwischentöne des Lebens und führte am Schluss hinüber auch zur Symbolik des eigentlich gewählten Weiß in Balance zum Rot (der Blumen). Ich verknüpfte das noch mit dem, was so über die Generation der Kriegsjugend gesagt wird: sehr funktional ausgerichtet, sehr entweder-oder, Augen-zu-und-durch - also gerade wenig Zwischentöne - Was auch sonst in solchen Zeiten?! Bezog natürlich auch mit ein, was die Erkrankung der Mutter an besonderen Lebenslagen für die Kinder mit sich brachte – setzte den Akzent hier zugleich auf die Ressourcen und betonte jetzt das Defizitäre dieser Situation nicht dominant – es wurde auch so klar, denke ich. Am Schluss untermauerte ich die Orientierung auf Facettenreichtum des Lebens - auch/gerade der Hinterbliebenen – mit einem kleinen Geschenk, das sie sich beim Herausgehen aus einer Schale nehmen konnten. Solche gläsernen Facettsteine: Ihr kennt das sicher. Wenn man die ins Fenster hängt, und die Sonne scheint da hinein, dann sprikseln überall im Zimmer kleine Regenbogenpunkte über die Wände. Zum äußeren Rahmen: Ich fuhr vorher zum Bestattungshaus nach Frankfurt (O.) und sah mir an diesem Tag auch gleich die Halle auf dem Friedhof an. Da kam mir doch die erste Bangigkeit: Es sollte die groooooße Halle sein - und die ist wirklich groß. Und! deren Musikanlage funktioniert meistens nicht, also nur sehr launisch. Und: Mikrophon gibt es auch nicht. Es ist aber der Hauptfriedhof in der Stadt und die Haupthalle. Man sieht, die Stadt hat wenig Geld für ihre Verstorbenen – wie auch wenig für die Lebenden. Die Halle selbst, obwohl ich schon zu Bestattungen darin war früher, fiel mir jetzt erst richtig auf. Sie ist sehr sehr schön. So Bauhausstil, Backstein, sehr sachlich und sakral zugleich. Warme Farben im bunten Fensterglas. Und gestern zeigte sich: Die Akustik ist wunderbar. Ich musste nicht laut sprechen. Hab gemerkt, wie die Stimme einfach so durch den Raum getragen wurde. Ich meine, die Leute saßen gefühlte 50 m von mir entfernt. Aber das wurde von der Raum-Akustik gut überbrückt. Mir war noch eingefallen, Faltblätter zu drucken und auf den Plätzen zu verteilen: Vorn drauf ein Symbol und "Trauerfeier für...", Name und Geb.+Sterbedatum der Verstorbenen. Drinnen dann einen kurzen Willkommensgruß. Eine Übersicht über die Musikauswahl. Das Gedicht, auf das ich die Rede baute, und zwei Texte der Lieder, die ich ausgesucht hatte. Und ganz hinten, ganz klein am alleruntersten Rand noch mal, wer die Angehörigen begleitet hat: das Bestattungshaus und ich als Trauerrednerin. Das öffentliche Sprechen: Dafür bekam ich ja von Euch liebe Ermutigung. Danke! Und, es lief, wie ich es kaum zu glauben gewagt hätte - mir aber gewünscht habe. Ich konnte aus dem Kontext selbst, und aus den Worten der Rede Kraft ziehen. Dass ich also beim Sprechen ruhig werde und Kraft bekomme. Ging! Juhuuu. Wohl zum ersten Mal im Leben. Nun war es ja dankenswert auch ein ruhevoller Alterstod - also die Dramatik machte sich eher am Leben selbst fest. Und die Hinterbliebenen waren zwar aufgelöst und zugleich angespannt - dies aber auch sehr, weil jetzt noch mal die schweren Erfahrungen aus einem Leben mit einer Suchterkrankten aufkamen - sie waren aber insgesamt doch sehr gefasst, fast, wie mir auf dem Weg zum Grab erschien, ein wenig erleichtert. Und meine eigene Berührtheit machte sich ebenfalls eher an den Lebenserfahrungen und den Defiziten, die da aufschienen fest, als an dem Tod selbst. Ich hatte Sympathie für die alte Frau und wollte ihr etwas geben - und auch den Menschen, die da vor mir saßen. Ich hab natürlich auch meine Anfänger-Probleme gehabt. Den genauen Ablauf der Veranstaltung hatte ich auch nicht so gut drauf. Da holte ich mir Rat vom Bestatter, der aber nachher, während der Trauerfeier selbst verschwunden war. Nur der Friedhofsverwalter kam auf Knopfdruck, um die Urne zu holen. Ich hatte auch vergessen, dass ich es bin, die gleich hinter dem Urnenträger gehen soll - ich dachte, die Familie ist doch viel wichtiger und kam gar nicht darauf, da als erste loszumarschieren. Aber nachher, in den engen Gängen der Urnengräber ist das schlicht eine pragmatische Notwendigkeit. Denn so musste ich mich an den Familienmitgliedern erst mal vorbei-entschuldigen, weil ich ja am Grab noch ein paar Worte sagen wollte. Ich hab mir auch eine transportabel Stereo-Anlage kaufen müssen und musste sie auch alleine bedienen... Was ich mir im Nachhinein vornehme ist: doch auch so ein paar Eckdatenfragen vorzubereiten – nein, keinen Fragenkatalog, nur so ein paar der ganz konkrete Daten. Und dann überlege ich, wie ich auch das Trauergespräch so hinbekomme, dass ich von den Hinterbliebenen quasi Symbole, die ihnen selbst aus dem Herzen sprechen, gesagt bekomme. Dann noch eins: Ich merke, es tut mir und Hinterbliebenen offenbar gut, wenn ich eben nicht selbst so bedrückt daher komme, sondern innerlich gefasst zwar, aber mit Freude dabei und mir bewusst bin, dass nicht ICH in Trauer bin. Eine der Trauergäste erzählte mir hinterher, sie hätte nach dem Tod ihres Vaters genau die Befürchtung gehabt, dass nun ein Trauerredner zum Gespräch kommt, der die ganze bedrückte Situation durch Getragenheit noch bedrückender macht. Und sie war erleichtert, dass der Trauerredner, der dann zum Gespräch kam, auch Lebensfreude ausstrahlte und einfach gut bei sich selbst war. Dadurch konnten sie auch über den unmittelbaren Sterbefall einen Blick hinaus nehmen, auf das Lebensvolle ihres eigenen und des Lebens des Verstorbenen. Das hat ihnen Kraft gegeben. Ich musste so dran denken, dass Sie Herr Dr. Rostig ja auch eine unendlich vergnügte Seite haben. Die ist wohltuend als Balance zu diesen schweren Themen. Auch für mich als Kursteilnehmerin.

So, das war eine lange Email. Ich hoffe, Ihr seid darüber nicht ermüdet. Ich wünsche Euch allen (und mir auch) weiter richtig gute und bewegende Erfahrungen mit unserer neuen Arbeit.

Dank noch mal für die Ausbildung und für unsere Atmosphäre in der Gruppe - und für den Zuspruch.

Eure Jana.


11.02.2011

Sehr geehrter Herr Dr. Rostig,

gerne schicke ich Ihnen als Anschauungsmaterial meine Briefpapiere, die Visitenkarte und den Flyer.
Nach einer Idee von mir hat eine Grafik-Designerin das Layout entworfen.

Bei allem sind folgende Kosten entstanden:
Grafikerin 200,00
Flyerdruck (220 Stck.) 119,00
Briefpapier je 1000 Blatt 55,93
Visitenkarten 750 Stck. 67,00
Website 800,00 (inkl. Schulung)

Ich glaube, dass diese Zahlen durchaus interessant sein können für zukünftige Kurs-Teilnehmer. Aus meiner Sicht lohnt sich eine professionelle Aufarbeitung auf jeden Fall.

Insgesamt habe ich jetzt drei Trauerreden gehalten, ganz und gar ohne Werbung. In die steige ich jetzt ab März ein, da ich jetzt eine neu, halbe Stell habe und erst jetzt ausreichend zeitliche Ressourcen für Werbung und Trauerfeiern habe. Alle drei Bestattungen waren sehr unterschiedlich, ich hatte immer persönliche Bezüge zu den Angehörigen, einmal auch zum Verstorbenen. Die Rückmeldungen waren immer sehr gut, so bin ich guter Hoffnung, dass es gut weiter gehen wird. Ich wünsche Ihnen auf diesem Wege alles Gute!

Herzliche Grüße aus dem Odenwald
Doro Wallau

14.01.2011


Sehr geehrter Herr Dr. Rostig,

heute möchte ich mich an Sie wenden, um Ihnen kurz über meinen Einstieg in das Trauerrednerdasein zu berichten. Am letzten Tag unseres Kurses hatten Sie erwähnt, dass Sie sich über solche Berichte freuen würden.
Nun, wie ist es mir ergangen?
Bereits Ende Dezember 2009 war die „Feuertaufe“ für mich. Meine Schwiegermutter im Vogtland war verstorben und ich sollte die große Trauerfeier gestalten. Es war eine große Herausforderung. Wir haben uns eine Woche vorher im Vogtland getroffen. Viele Erinnerungen kamen zusammen. So war dann auch meine Rede mit vielen Anekdoten versehen. Ich war sehr aufgeregt, aber ich habe immer an das Atmen gedacht. Das hat mir geholfen, die ganze Rede ohne Versprecher über die Bühne zu bringen. Meine beiden Töchter meinten, dass sie jetzt begreifen könnten, dass in der Ausarbeitung der Rede eine hohe Verantwortung liegt.

Im März stellte ich mich dann bei den meisten Bestattern in unserer Region vor. Da habe ich ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Die meisten waren sehr freundlich und sachlich. Sie haben gesagt, sie würden sich melden. Bei einem Bestatter sollte ich aufstehen und mal vormachen, wie ich bei einer Rede zum Tode durch Suizid anfangen würde. Das habe ich nicht gemacht. Ich habe ihm erklärt, dass es jedes Mal anders ist. Das konnte er nicht verstehen. Ein Bestatter hat sich meine Rede durchgelesen und gleich 8 Visitenkarten von mir genommen. Er hat so getan, als wäre er der verständnisvollste Bestatter, der mir aber nicht bloß was verspricht, sondern mich auf alle Fälle bald anrufen wird. Darauf warte ich heute nicht mehr.
Aber schon im April bekam ich einen Auftrag für eine Trauerrede vom renommiertesten Bestattungshaus der Region.
Eine Frau war verstorben. Die Hinterbliebenen waren der Sohn mit seiner Familie. Ich habe sie besucht und viele interessante kleine Geschichten oder Bemerkungen aufgeschrieben. Es war eine Oma, die noch Geschichten erzählen konnte. Dem Bestatter, vor allem aber der Familie, hat die Rede sehr gefallen. Das war sozusagen mein Durchbruch.
Inzwischen rede ich oft für diesen Bestatter. Jetzt, im Januar, habe ich bereits die vierte Rede in diesem Jahr ausgearbeitet.
Für mich ist es nach wie vor das Wichtigste, den roten Faden zu finden. Das kann ein Ausspruch, eine Charaktereigenschaft oder ein Erlebnis sein. Schon auf der Rückfahrt im Auto arbeite ich an dem Schlüsselwort. Zuhause setze ich mich gleich an den Schreibtisch und suche nach einem Ausspruch oder ein Lied. Wenn ich den Einstieg habe, bin ich erstmal froh. Die Rede schreibe ich dann später. Es ist jedes Mal eine Herausforderung, aber auch ein sehr gutes Gefühl, wenn man die richtigen Worte gefunden hat. Ich bin sehr froh, dass ich diese Ausbildung bei Ihnen gemacht habe. Es ist genau das Richtige für mich.

Ich bin jetzt auch nicht mehr aufgeregt. Während der Rede achte ich sehr auf das Atmen und spreche langsam. Ich bin immer erstaunt, dass ich die Reaktionen der trauernden Menschen so eindeutig mitbekomme.

So, lieber Herr Dr. Rostig, ich hoffe, Ihnen damit einen guten Einblick vermittelt zu haben. Vielleicht nehme ich im nächsten Jahr an einem Supervisionskurs teil.

Bis dahin herzliche Grüße und alle Gute für Sie.
Ursula Arndt